BUCH-Rezension von Walter Ludin, Kapuzinerkloster Wesemlin Luzern
Xaver Vogel: De Änzilochmiggu ond s'Rüeblispitzmargritli. Vom Leben im Napfgebiet zur Zeit der Entstehung von Dorf und Pfarrei Menzberg 1810.
Historischer Roman. ISBN-13: 978-3-907821-75-6. Verlag Druckerei Schüpfheim. 292 S., Fr. 35.- (Dritte überarbeitete Auflage 2012: Fr. 34.--)
Wie lebten und dachten und glaubten vor 200 Jahren die Menschen in den abgelegenen Gegenden des Napfgebietes? Das Buch von Xaver Vogel gibt höchst informative Antworten auf diese und viele andere Fragen. Bestimmt sind sie nicht nur für diese Region, sondern für viele andere ländliche Gegenden von Bedeutung. Die Lektüre ist darum für zahlreiche Leserinnen und Leser in Reise zurück zu ihren kulturellen Wurzeln. Einen breiten Raum nehmen religiöse Vorstellungen ein, so etwa die Beziehung zwischen Katholiken und Protestanten.
Der Autor schreibt eine einfache, von etlichen Mundartausdrücken („Hoger“, „Beschöttiloch“ usw.) durchsetzte Sprache. Es tut dem Lesevergnügen kaum Abbruch, dass die romanhaften Elemente – die Liebe zwischen den im Titel genannten jungen Leuten – keine grosse Rolle spielen.
Rezension erweitert:
Einen breiten Raum nehmen religiöse Fragen ein, so etwa die skurrile Vorstellung des jungen Miggu von den Protestanten. Diese waren in seiner Phantasie „regelrechte Ungeheuer“. Nachdem er durch den Wald zu einem von Protestanten bewirtschafteten Hof geschlichen war, erlebte der Junge eine riesige Überraschung, als er sah, dass sie „richtige Menschen“ sind.
(Einer meiner Bekannten, der in der Napflandschaft aufwuchs und noch
keine 70 Jahre alt ist, verriet mir, dass er als Kind Gänsehaut bekam, als er hörte, in der Nachbarschaft wohne eine protestantische Familie. Was das wohl für Leute seien …)
Walter Ludin